Blogeintrag

Kapitel 1 Camping mit Hund im Burgund und …

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Amüsant-besinnlicher Reisebericht mit Lola

von Klaus-P. Fütterer // 2021
 
Teil 1

Erst mal grob: Es ist Oktober, Lola ist eine 4-jährige Border-Collie-Hündin, ich bin der Klaus und wir fahren in einem Gelegenheits-Camper-Bus nach Frankreich.  

Lola wurde uns mit 4 Monaten von Nachbarn wärmstens empfohlen. Sie hatten sie kurz vor Weihnachten als reinrassige „von und zu“ ins Haus genommen. Ihre Kinder freuten sich, zunächst, bis die Anweisung ausgegeben wurde, dass man mit dieser Rasse besser nicht Bällchenholen oder Ähnliches spielt. Was Lolita lernt, kann Lola nimmermehr lassen. So die Devise.

Als man sie dann schon bald wieder (wegen Allergie 😉) abgeben musste, kamen wir ins Spiel. Unser Vorgängerhund war gerade verstorben, folglich war das Herz weit und das Gehirn abgeschaltet. Meine Widerstände blieben zugegebenermaßen zaghaft: Ich gab vehement zu bedenken, dass wir nicht die konsequentesten Hundehalter sind, die mit Zeit und Geduld dem hochintelligenten und stets wachsamen Tier die notwendigen Anreize und Aufgaben geben können und dass unsere Schafherde ja noch im Aufbau befindlich sei; aktueller Bestand: 0. 

Sprach´s und konnte mich schon einem Besuchstermin mit unseren Kindern bei den Haltern nicht widersetzen. Mir war klar: der Vernunft droht eine Niederlage!

Lola zeigte uns bei dem Besuch dann, was sie schon gelernt hatte: sie schob einen Plastik- Kinderhocker, der eigentlich dafür bestimmt ist, ortsfest vor einem Waschbecken dem Kleinkind den Zugang zur Körperpflege zu erleichtern, in atemberaubender Geschwindigkeit quer über den gefliesten Küchenboden. Ähnlich wie die Kugel beim Flipper prallte sie beim Auftreffen auf Hindernisse wie Wände oder Möbel unter Außerkraftsetzung aller physikalischen Gesetze mit einer Zunahme der Geschwindigkeit und Missachtung der Grundregel „Einfall-gleich-Ausfallwinkel“ ab.  Wir wohnen in einer Einflugschneise, was mir meine Geräuschempfindlichkeit im 3-Minuten-Takt deutlich werden lässt. Aber die Flugzeuge fielen mir während dieser Show nicht weiter auf. 

Ich kam mir vor wie der Hahn bei Asterix, der wegen seines Krähens, zu zugegebenerweise teils unpassenden Zeiten, von intoleranten, übermächtigen Bewohnern dieses gallischen Dorfes übelst unterdrückt wird. Also kam ich mit meinem Einwand, wie der Hahn, gerade noch bis „Kicker….!?“ und dann war die Entscheidung gefallen: „Ein Hund in Not! Wir schaffen das!“. Ich konnte aus meiner drohenden Überforderung nur meine moralische Unterstützung zusagen: „Ihr schafft das!“  

Wir sind inzwischen ja schon etwas weiter. Die Erziehung war erfolgreich, zumindest was Kinderhocker angeht. Die gibt es bei uns nicht. 

Ihr Hauptjob wurde das Hüten meiner Füße. Eine große Aufgabe, denn ich arbeite zu Hause und trage Schuhgröße 47.  Mein Therapeut beruhigte mich nach einem Hausbesuch: ich leide nicht unter Verfolgungswahn. Ich werde verfolgt. 

Da sie Ihren Job mit sehr viel Energie erfüllt, habe ich sie liebevoll meinen Borderline-Collie getauft. Das hilft mir, ihre Attacken als nicht bedrohlich einzustufen.

Die Tour soll also auch der Beziehungspflege dienen. Mal raus aus dem Alltag! Nur sie und ich, in entspannter Atmosphäre, bei gutem Wetter. „Das tut uns bestimmt gut!“ sagte ich, konnte damit aber nicht alle Zweifel in der Familie, daran, dass wir gemeinsam zurückkehren würden, zerstreuen.

Unser Transit-Bus, der in den letzten 12 Wochen Pumpen, Generatoren, Trockner, Menschen und Werkzeug und gespendete Kühlschränke an die Ahr transportiert hat, war tatsächlich noch vom Schlamm zu befreien und danach war aus dem 8-Sitzer in weniger als 30 Minuten ein VariVan-Camper mit allem Schnick und Schnack umgerüstet. Unter dem Schlafplatz für Erwachsen (ich bin knapp zwei Meter lang und wiege zuviel) gibt es eine Menge Stauraum, ein CampingToi, eine Kühlbox und eine Kompaktküche mit Spüle und Induktionskocher. Also keine Ausrede mehr, dass man im Restaurant essen muss. Eigentlich.

Da man die Schlaffläche zu einer Sitzbank auffalten kann, schreibe ich den Bericht in der Ruhe des Campingplatzes im Bus, an meinem Tisch, während Lola sanft schnarcht.

Wir beginnen die Reise mit einem Totalausfall. Ich wollte gern, dass Lola während der langen Fahrt in meiner Nähe sein kann, also weder im dunklen Staufach unter der Schlafebene, noch ungesichert darauf. Deshalb hatte ich recht zeitig, aber scheinbar nicht rechtzeitig, ein Hundekissen mit Sicherungsgeschirr und gepolstertem Auffangrand für den Beifahrersitz bestellt. Wir improvisieren: Ich lege ihr das dicke Schlafkissen auf den Sitz und sie formt daraus eine Art Wanne mit gepolstertem Auffangrand. Das Sicherungsgeschirr kommt wieder von mir. Ich würde wohl nicht zugeben, dass diese Konstruktion der professionellen in irgendetwas nachsteht.

 

 

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